2021 wollten Raffi & ich das Ding ja schon drehen, aber da hatte mich vier Wochen vorher auf dem Elberadweg in Bad Schandau ein Radfahrer von hinten umgenietet und ich musste wegen Rippe knappe sechs Wochen aussetzen. Damals hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt insgesamt vier gemeinsame Trainings absolviert, die Stöcke getestet und einige Höhenmeter gesammelt. Das OrgaTeam zeigte sich aber angesichts unserer Geschichte gnädig und erstattete uns die Teilnahmegebühr fast vollständig und dass, obwohl wir im Vorfeld keine Versicherung abgeschlossen hatten…

Die Vorbereitung 2022 hatte bei mir so gut wie gar nicht stattgefunden. Raffi hatte acht Trainings mit ordentlich Strecke & Höhenmeter, ich war zweimal am Elbhang ein paar Runden mit 5 kg Gepäck drehen. Der Rest waren die täglichen 10k im „Flachland“. Wird schon irgendwie gehen war die Devise – hatte ja zum Ultralauf 9.0 Anfang des Jahres auch gepasst.

Die Anfahrt war super entspannt mit Bommel, unserem Chauffeur für die kommenden zwei Tage, im Gepäck. Am späten Nachmittag sind wir in Garmisch angekommen, haben unsere Startunterlagen abgeholt und sind dann weiter in unsere FeWo in der Nähe von Nassereith – dem Zielort der ersten Etappe – gefahren. Vorher noch schnell den Einkauf für die Abendversorgung erledigt und dann nach dem Feierabendbier zeitnah ins Bett, der Start der ersten Etappe war auf 7:00 Uhr vorverlegt worden.

Sonnabend dann früh raus, war noch dunkel, wieder zurück nach Garmisch – jetzt geht er also los, der TransAlpineRun. Anfangs gings noch recht gemütlich zu aber der erste Anstieg kam und er war mit nichts auf unseren Trainingsstrecken zu vergleichen. Zuhause sind die Anstiege eben nach 100 oder 150 Hm zu Ende – anders in den Alpen. Hier geht es stetig nach oben und oben ist da, wo das Gipfelkreuz steht! 😁 Gipfelkreuze haben wir auf der ersten Etappe nicht passiert, aber dafür sind wir schön über Skipisten hinter der Zugspitze bis zum Eibsee, dem ersten VP, „gewandert“. Nordic Walking trifft es wohl eher. Raufzu geben die Stöcke noch einmal zusätzliche Power und runterzu ein wenig mehr Stabilität. Wobei es runterzu auch auf den Skipisten bei mir nur langsam ging. Da fehlte tatsächlich das Training und da wir noch eine Etappe vor uns hatten, wollte ich auch nicht stürzen. Nach dem zweiten VP ging es hauptsächlich runter, die Landschaft veränderte sich ständig – plötzlich standen wir auf einer Wiese mit Lärchen 😁 und Kühen. Dann sollte der erste richtige Anstieg mit 700 zu bewältigenden Höhenmetern folgen und hier zeigte sich, dass wir als Team bergauf tatsächlich Boden gut machen konnten. Waren wir am Anfang der Anstiege mit den anderen Teilnehmern gleichauf, so konnten wir am oberen Ende durchaus den ein oder anderen kassieren. Das währte allerdings nicht sehr lange denn aufgrund meiner miserablen Downhill-Performance wurden wir dann später wieder kassiert. Eine gefährliche Stelle gab es an einer Geröllhalde. Hier war der „Weg“ ca. 30 cm breit und 45 ° abschüssig. Die Halde runterzurutschen hatte ich keinen Bock also ging es wieder sehr langsam voran. Zusätzlich wurde hier durch die Offiziellen laut rufend darauf hingewiesen – also perfekte Orga, Hut ab! Die letzten 300 Hm nach dem VP3 waren noch einmal hart aber am höchsten Punkt der Etappe bei 1.855 m wurden die Läufer mit einer Kuhglocke begrüßt. Vor dem Abstieg, gute 1.000 Hm nach Nassereith runter, bin ich dann mal wieder auf die Fresse geflogen, die Trinkflasche in der rechten Brusttasche hatte zum Glück den Aufprall soweit dämpfen können, dass die Rippen heile geblieben sind. Zur Schrecksekunde, auch bei Raffi 😉, hat es allemal gereicht. Am Ende des Tages stand Bommel mit zwei gekühlten Bier 🍻 im Ziel. Eingekauft hatte er auch schon – zur Belohnung nach der ersten Etappe gab es Burger 🍔 in der FeWo. Dann wieder Feierabendbier und zeitnah ins Bett.

Die zweite und auch schon letzte Etappe des #RUN2 sollte uns von Nassereith nach Imst führen. Laut Briefing 31 km mit ca. 1.800 positiven Höhenmetern – am Ende waren es aber 2.000 auf den Uhren der Läufer. Am Vortag scherzte ich noch, dass der 700 Hm Anstieg „nur ein kleiner Vorgeschmack auf die 1.000 Hm der heutigen Etappe seien“ aber sowas blendet man irgendwie vollkommen aus – trotz perfektem Briefing im Vorfeld – und denkt sich im Hang: „muss doch jetzt mal langsam zu Ende sein hier!“ Ging weiter, 1.000 Hm, straff nach oben – siehe Streckenprofil 😅 Beim ersten VP sah es so aus, als würde es eine Weile gemütlich weiter gehen, doch der Schein trügte. Die Almwiesen wirkten irgendwie gar nicht so steil, waren es aber, hätte man sehen können, wenn man den Winkel Wiese – Bäume beachtet hätte, hatte ich nicht und die Luft wurde immer dünner. Am VP auch noch völlig die Nahrungsaufnahme und das Füllen der Trinkflaschen verpeilt und so schwand mit der Dichte der Luft auch die Performance im Allgemeinen. Hinzu kamen Probleme an der linken Knieaußenseite bei steilen Downhillpassagen. Im Laufschritt ging es einigermaßen aber langsam, Schritt für Schritt, wurde immer mehr zur Qual – hier zeigte sich das fehlende Training. Allerdings ist es auch schwer solche Passagen selbst in der Sächsischen Schweiz zu trainieren, weil es sie einfach dort nicht gibt.

Nach dem ersten Gipfelkreuz auf gut 1.900 m Höhe ging es ca. 500 Hm wieder nach unten, bevor der letzte Anstieg anstand. Ich war ja die ganze Zeit der Meinung, dass wir nicht bis zu dem Gipfelkreuz in der Ferne mussten, aber auf dem Berggrat wurde relativ schnell klar, dass die Glocke dort oben läutete und nicht auf einem der kleineren Gipfel, die noch vor uns lagen. Die Bäume wurden immer kürzer und verschwanden dann ganz und wir sahen den letzten Aufstieg zum Haiminger Gipfelkreuz auf 2.232 m Höhe. Mit der dünnen Luft hatten auch die anderen Teilnehmer so ihre Problemchen – alle wirkten irgendwie langsam in ihren Bewegungen.

Aber nun ging es ja zum Glück nur noch runter vorbei an der gebrieften einzigen gefährlichen Stelle der Etappe. War eine kleine Kletterpartie am Felsen und ging ganz schön runter auf der abschüssigen Seite aber alle haben es sicher geschafft. Der folgende Downhill war wieder hart (für das Knie) und auch bei trockenem Wetter rutschig. Bei Regen wäre das fast nicht zu bewältigen gewesen. Am VP2 angekommen, musste ich mich dann mal kurz hinsetzen und fünf Minuten ruhen – die Power war komplett weg. Nach ca. 1 l Iso und zwei Becher Energy ging es aber wieder weiter. Die CutOffs hatten wir eingehalten, aber alle hatten ihre Probleme mit dem Abstieg und daher entschied der Race Director die CutOffs um eine halbe Stunde zu verlängern – eine sehr faire Geste, die absolut für den Veranstalter Plan B um den Chef Martin Hafenmair spricht. Nach dem letzten VP kamen uns vermehrt Familien mit Haustieren entgegen und ich vermutete, dass daher der vor uns liegende Abstieg nicht so steil wie die bisherigen Downhills sein konnte. Am Anfang tat das Knie noch etwas weh aber die Wege wurden breiter und geröll- und wurzelarmer und so ging es zwischenzeitlich mit einer 4:25er Pace dem Ziel entgegen.

Zu realisieren, was das im Gesamtpaket für ein geiles Ding war, hat etwas gedauert. Die Fotos vom Sportograf haben geholfen. Danke an alle, die uns im Vorfeld & auf der Strecke unterstützt haben, sei es durch Geduld, Zurufe, Verpflegung oder Organisation – Ihr seid die Größten!