Ultralauf 10 mit dem Ziel, nach Dresden nachhause zu kommen: endlich wieder normale Leute, endlich wieder Sport in extremer aber auch feinster Form, endlich wieder Ultralauf! Nachdem ich im Vorjahr zwei Etappen komplettiert hatte und nur auf der zweiten Etappe hin und wieder in den Bus gestiegen bin, sollte es doch diesmal zum Durchläufer reichen, oder? Hat es nicht, war nicht schlimm und am Ende kamen mehr Kilometer raus, als ich noch bei der Auftaktetappe am Freitag vermutet hatte.
Durch Performanceprobleme ca. eine Woche vor dem Ultralauf hatte ich das Lauftraining komplett ausgesetzt, war nur ein-, zweimal auf dem Rad und wollte daher auf jeder Etappe ca. einen Marathon laufen, ggf. mit Pausen in den Versorgungsfahrzeugen zwischendurch. Die Möglichkeit, zwischen den Verpflegungspunkten auch mal den „Bus“ zu nehmen, macht ja den Ultralauf Dresden so besonders und auch für Ultralaufanfänger interessant. Nach einer ziemlich kurzen & lauten 😉 Nacht im Hotel in Groß Gaglow startete der Ultralauf 10 pünktlich um 7:00 Uhr. Bekannte Wege führten uns durch Cottbus entlang der Spree und später entlang der Malxe nach Peitz. Ungefähr an dieser Stelle hatte ich Pierre Wellhöfer von meinen Performanceproblemen erzählt und er meinte tatsächlich, dass er so etwas auch schon mal hatte und dass da die Zufuhr bestimmter Mineralien helfen könnte. Im Ziel der ersten Etappe waren schon Oma & Opa Kohn mit dem Gepäckfahrzeug und die wurden kurzerhand angerufen und in die Apotheke geschickt. Nach guten 34 km am Rande des Spreewaldes bin ich dann in ein Versorgungsfahrzeug eingestiegen – eigentlich schon ziemlich erledigt, mal gucken, ob zum Ende hin noch was gehen würde. Die letzten beiden Abschnitte über schöne Wege durch den Spreewald bei bestem Wetter brachten meine Tageskilometer auf 50 und einen tollen Zieleinlauf in Lübbenau.

Mineralien eingenommen, Abendessen, auf der Stube diesmal Ruhe und auch bald „Licht aus!“ Nur schlafen konnte ich irgendwie nicht – Decke zu warm, Kopfkissen praktisch nicht vorhanden, Bett durchgelegen – 2 h sind vielleicht zusammengekommen, wenn überhaupt. Daher war klar, dass auf der Königsetappe nur ein Minimalprogramm möglich war.

In der Nacht hatte das Wetter umgeschlagen und aus den frühlingshaften Temperaturen wurden: 5 cm Neuschnee, Regen, knapp über 0 °C, kurzum Matsch, Pfützen, Pampe – Füße nass den ganzen Tag.

Immer im Wechsel mit „Busfahrten“ waren es am Ende ca. 36 km und der Wermutstropfen, kaum das so tolle Ultralauffeeling erlebt zu haben. Einziger Lichtblick, die Mineralienzugabe schien anzuschlagen. Also ordentlich zu Abend gegessen, wieder relativ zeitig das Licht aus und ein zwar kurzer aber erholsamer Schlaf. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich kein einziges Foto unterwegs geschossen, zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt…

Sonntag dann wieder um 7:00 Uhr los zur letzten Etappe von Schwarzheide nach Dresden zur Frauenkirche. Wetter war tiptop, leichter Frost aber blauer Himmel und Sonnenschein. Die zuvor aufgeweichten Waldwege waren leicht angefroren und daher gut zu laufen – ein Matschabschnitt (ca. 500 m) wurde von den Läufern gehend gemeistert und weiter ging es durch die Könighainer Heide Richtung Ottendorf-Okrilla. Die ersten Verpflegungspunkte kamen in relativ kurzen Abständen und so waren die ersten 30 km schnell abgespult durch Laufpassagen mit dem einen oder anderen Ultraläufer auch wenn nicht viel geredet wurde – die Strapazen der letzten Tage waren bei allen Teilnehmern spürbar. Die Abschnitte zwischen den einzelnen VPs wurden länger, aber die Performance war wieder da. Gunnar & Jens witzelten schon, dass ich die Strecke wohl komplett laufen werde aber ich sagte immer wieder: „…abwarten!“ Fotos habe ich wieder keine gemacht, keine Power, das Handy aus dem Rucksack zu holen aber am Ende war da die Augustusbrücke, der Fürstenzug, die Frauenkirche – Ziel, Finish & gute 71 Tageskilometer 😅
Alle lagen sich in den Armen und waren überwältigt von dem Momente und den Eindrücken der letzten Tage. Knappe 160 km sind es bei mir geworden – wesentlich mehr als drei Marathons! Und der folgende Satz ist hängengeblieben, den Pierre irgendwo auf der letzten Etappe äußerte: „Es sind genau diese Gespräche, dieses Austauschen untereinander, was den Ultralauf ausmacht“, oder generell das gemeinsame Aktivsein, das Ausloten von Grenzen, die gemeinsamen Erlebnisse – und die Fotos, die ich nicht gemacht hatte. Daran muss ich beim Ultralauf 11 auf jeden Fall denken, heute habe ich glücklicherweise ein paar Eindrücke von Pierre und seiner lieben Frau Namwhan bekommen…

 

Die Größten sind jedoch immer die Helfer, ohne die keiner von uns irgendwo angekommen wäre, allen voran die gesamte Familie Kohn (die Nudeln waren der Hammer!) & natürlich Maria, Namwhan, Franz, Knut, Reiner, Stefan & alle, die ich jetzt vergessen habe.

Ganz großen Dank für besondere (wenn auch manchmal von meiner Seite sehr einsilbige aber für mich dennoch geile) Laufabschnitte an Pierre, Gunnar, Jens, Alex, André, Marcus & Rahal, an die besten Guides ever: Thomas & Jens und natürlich an Hartmut!