Wurzeln, Wind, weiter geht’s…

 

…schon ist ein Jahr wieder rum, die Planungen & Vorbereitungen sind abgeschlossen und um 5:15 Uhr klingelt der Wecker: Der Ultralauf 8.0 startet in weniger als zwei Stunden. Die Vorbereitung am Vortag verlief optimal, also Laufklamotten an, kurz was essen, Kaffee und raus – unser WLAN-Experte und Helfer wollte kurz vor sechse mich mit dem E.INFRA-Bus abholen. Zack die Grundstraße hoch zum Treffpunkt in Bühlau und dort, als Hartmut die magnetischen Werbefolien an den Fahrzeugen befestigt hat, dann festgestellt, dass die extra dafür beschafften Haftmagnete noch zuhause liegen. Also wieder rein in den Bus, Grundstraße runter, Magnete geholt, Grundstraße rauf und es gerade noch auf das Gruppenfoto geschafft.

Die Weiterfahrt Richtung Rossendorf verlief problemlos und so konnten wir Freitag früh pünktlich um 7:00 Uhr zur ersten Etappe des Ultralauf 8.0 starten – unser heutiger Guide sollte Thomas sein. Als Neuerung gegenüber dem Vorjahr hatten wir an jedem Verpflegungspunkt WLAN mit guter Internetanbindung dabei. So konnten Läufer und Helfer Fotos & Videos direkt in die sozialen Medien laden und den Daheimgebliebenen quasi Livebilder von der Strecke senden.

Die ersten Abschnitte bis Neustadt waren, eher flach, ruhig und entspannt. In Neustadt meinte Thomas, dass er sich nun seine Trailschuhe anzieht und dass es alle Läufer ihm gleichtun sollten. Ich hatte keine Trailschuhe dabei und dachte mir – wird schon gehen, bissl Anstieg jetzt, was soll im Wald schon passieren. Oje, oje – das Wetter war eigentlich perfekt für einen Ultralauf auf Asphalt – ca. 5°C und leichter Nieselregen – genau mein Wetter. Allerdings hatte ich die Sächsische Schweiz im Allgemeinen und den Hohwald incl. Grenzweg im Besonderen nicht auf dem Schirm. Die Anstiege waren natürlich Gehberge aber deswegen nicht weniger anstrengend und auch runterzu wurde es nicht einfacher – schmale Pfade, nasser, rutschiger Untergrund und Wurzeln, Wurzeln über Wurzeln – nach dem VP an der Klinik Hohwald konnte ich keine Wurzeln mehr sehen – es sollten aber noch viele kommen. Der Grenzweg war natürlich traumhaft – vorbei am Nordkap (nördlichster Punkt Tschechiens) und okkulten Stätten längst vergangener Zeiten.

An VP 7 ist Jens dann eingestiegen – er sollte sich für den weiteren Verlauf der Etappe mit Thomas die Streckenführung teilen – und sorgte für frischen Wind in der Gruppe 😀 Am VP 8 in Wehrsdorf bin ich dann ausgestiegen – zu anstrengend waren die Berge der Sächsischen und zu viele Kilometer (auch auf der letzten Etappe, die ich ja noch laufen wollte) lagen noch vor mir. Also Klamotten gewechselt und rein in den warmen WLAN-Bus bis zum nächsten VP. Dort angekommen gerade weggenickt also noch einen VP abgewartet, wohl wissend, dass der Wiedereinstieg immer schwerer werden würde. Also wir am VP 10 angekommen sind, bin ich dann sofort aus dem Bus raus und begann, die müden Knochen wieder beweglich zu machen, bevor die Läufergruppe den VP erreicht. Das hat ganz gut geklappt und damit konnte es dann weiter gehen. Die restlichen VPs sollten ja eher flach sein…

3 VPs später – wir waren bereits in die Dämmerung reingelaufen – habe ich dann für mich festgelegt, noch einmal die Gruppe für zwei VPs zu verlassen, um etwas zu regenerieren und den letzten Abschnitt nach Zittau zum Hotel mitlaufen zu können. Das war auch gut so, denn zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht mehr so recht das Tempo halten. Also wieder rein in den Bus, diesmal nicht weggenickt und am VP 15 mit Ankunft aus dem Bus raus – Bewegung. Das war echt hart, am Anfang sehr unrund und auch mit dem Weiterlaufen nach Zittau nicht wirklich besser…

Kurz nach neune sind wir am Hotel angekommen, Thomas Worte waren ungefähr: „…und jetzt noch einmal vorne rechts und dann: Freuen!!!“ Ich hatte am Ende des Tages von den 85 km gute 68 auf meiner Uhr und war damit sehr zufrieden!

Den zweiten Tag hatte ich komplett zur Regeneration geplant, also mit den Helferfahrzeugen mit, Franz bissl beim WLAN-Auf-und Abbau geholfen und viele Fotos geschossen.

Viel Zeit im WLAN-Partybus verbracht und mit der Familie Kohn die Jindrich Staidel Combo mit „Mädgen aus Petrovic“ gehört – berühmt für die Passage „Hm hm die Sorgen weg“ 😀

Die dritte Etappe startete natürlich auch pünktlich um 7:00 Uhr am Sonntag – der Erholungstag zuvor hatte wirklich geholfen. Jens als Guide führte uns sicher auf dem Track zunächst aus Zittau raus und dann über einen Acker Richtung Zittauer Gebirge. Schön windig war es – wir sind fast weggeflogen – und es ging stetig bergan. Das war aber noch nichts gegenüber dem, was noch kommen sollte – der Aufstieg zum Lausche-Kammweg. Ich würde mal sagen ca. 20% Steigung, an einigen Stellen eher mehr und ziemlich schnell auch eine geschlossene Schneedecke. Im Schnee Abdrücke von sehr großen Tieren – ich hätte ja auf Bären getippt – waren es aber wohl nicht. Vorbei am Weberberg, dem höchsten Punkt der Tour bei 708 m ging es den malerischen und verschneiten Lausche-Kammweg entlang. Auf die letzten 80 Höhenmeter zur Lausche rauf hatten wir ja aus Sicherheitsgründen verzichtet – das hätte vielleicht raufzu geklappt aber runterzu nur auf dem Hosenboden. Selbst der Abstieg nach Waltersdorf war für mich nur mit Spikes zu bewältigen. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Sehnenprobleme unseres Mitläufers Pierre immer stärker. Er war der letzte Läufer mit zu diesem Zeitpunkt kompletter Strecke. Bei mir machte sich das lädierte rechte Knie wieder bemerkbar aber es musste ja irgendwie weiter gehen.

Und es ging auch weiter – auf dem Cottaweg. Wieder schön rauf und runter und Jens meinte immer wieder: „Das sei der letzte Anstieg“ – war es aber nicht.

Vorbei an tollen Aussichten und am Mönchsfelsen ging es dann durch den Wald langsam runter nach Oybin. Dieser Abschnitt war hat – wieder matschige, schmale Wege mit Wurzeln, Wurzeln & wieder Wurzeln und dann auch noch ein schön abschüssiges Stück Harvester-Track – da durch zu kommen, war bissl wie Bodengymnastik. Naja und da im Wald ja links ein Baum steht und rechts auch und oft in der Mitte noch einer, haben wir an einer Stelle frecherweise den Weg abgekürzt – zu diesem Zeitpunkt unwissend wegen der Bäume – was von Chef Hartmut natürlich und zu Recht (:D) sofort am VP gerügt wurde…

Im weiteren Verlauf der Strecke hatte ich immer mehr mit mir und meinem Knie zu kämpfen. Pierre musste leider kurz vor dem Ziel aufgeben – das muss man erstmal können und das ist wohl schwieriger als die 200 km komplett zu laufen.

Aber 15:30 Uhr war es dann geschafft – Ultralauf 8.0: 1. Etappe fast komplett, 3. Etappe komplett – herrlich: Am Wochenende 110 km gelaufen…

Besten Dank an Hartmut für die Organisation an alle Helfer & Läufer – es war so geil mit Euch und ohne Euch wären wir keine 20 km gelaufen. Besten Dank auch an „meine“ beiden Guides Thomas & Jens, die beide einen hammermäßigen Job gemacht haben – im Vorfeld wie auf den Etappen.

Und das Hotel „Dresdner Hof“ in Zittau hat es auch rausgerissen mit tiptop Unterkunft und erstklassigem Essen.

2021 dann etappenweise auf allen drei Etappen oder zwei Etappen komplett durchgezogen? – Wir werden sehen…